Marktnews KW46 – 17. November 2022

Endlich erhalten wir keine überlagerte Überseeware, sondern die ersten Sizilianer. Unser Fabio legt da ganz besonderen Wert drauf und da ich mich zur Weihnachtszeit den leiseren Tönen bedienen will und mir auch für das neue Jahr etwas mehr Diplomatie vorgenommen habe, wäre das ein guter Start.

Doch wir wollen die Kirche mal im Dorf lassen, denn diese Tarocco-Orangen versprechen bei Weitem nicht, was sie uns suggerieren. Sie gehen ungelogen noch als 0815 Blondorangen durch und werden erst ab Ende Dezember zur Hochform auflaufen, inklusive ihrer prägnanten Färbung, bis dahin also noch Finger weg.

Broccolo Fiolaro di Creazzo, was für ein Name für das unscheinbare Gestrüpp aus der Provinz Vicenza.

Seit einigen Jahren nun, schaffen die Büschel es über die Alpennordseite und haben eine Art kleinen Hype entfacht.

Die Zubereitungsarten überlasse ich wie immer den Fachleuten, welche in meinen mittlerweile acht Jahren Küchenabsenz, weiterhin den Herden die Treue halten, ich will mir mal heute nichts anmassen.

Die nächste Sizilianerin hat Kurs auf Zürich genommen, Paterno Ahoi liegt einem da auf den Lippen. Trotz des grünlichen Antlitzes kann man die erste Versuchung doch als gelungen bezeichnen. Erstaunlicherweise war das degustierte Exemplar sogar recht kernarm. Wer wie ich schon etwas betagter ist, wird sich an seine Kindheit zurück erinnern, damals gehörten die Kerne im Fruchtfleisch zum guten Ton.

Geschmacklich bezeichne ich diese Agrumensorte als ausgewogen und aromatisch.

Diese Prachtexemplare sind endlich wieder aus schweizerischem Anbau erhältlich.

Endlich können wir die Kunden, welche ausdrücklich auf Schweizer Obst setzen, wieder glücklich machen. Auf Ihrer eigenen Website werden sie als die Königin der Äpfel beschrieben, die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, weshalb ich das nur by the way erwähne. Fakt ist, unser breitgefächertes Kundenspektrum fährt voll drauf ab.

Leider sind die Ankünfte aus Bella Italia mit spezielleren Produkten sehr unregelmässig. So ist es bei diesem «weissen» Romanesco, hier gilt der Grundsatz gekauft wie gesehen.

Da die Händler zum Teil auf ihrer Ware sitzen bleiben, kann es gewissermassen zu sogenannten Marktleichen kommen.

Klar, wir Gmüesler nutzen die sozialen Medien um so etwas zu vermeiden, haben uns aber auch etliche Male die Finger verbrannt.

Ich für meinen Teil, glaube nur, was ich gesehen und in Händen gehalten habe und Punkt.

Das ist der heilige Gral in den kommenden Wochen. Lasst euch nicht irritieren – die Dinger sind rar wie Feenstaub – der Eine sagt, er bekommt für die nächsten zwei Wochen keine Eingänge, der Andere stellt unverschämt etliche Kartons zu einem unverschämten Preis aus den Niederlanden in seine Auslage.

Jetzt könnte man wieder über steigende Energiekosten streiten, jedoch ist das nicht nur die ganze Wahrheit. In der Marktwirtschaft herrscht Angebot und Nachfrage und wer etwas anbieten kann, der ist der glückliche Besitzer des Goldesels. Belassen wir es dabei, die Verfügbarkeiten sind mehr als ungewiss.
Solltet Ihr plötzlich grüne Zucchetti in Euren Warenkörben finden, dann ist der heilige Gral verschwunden.